Word? Lieber Libre Office! Photoshop ist zu teuer? Gimp! Edge oder Chrome? Warum nicht Firefox? Im Bereich der Software gibt es mittlerweile für jedes kommerzielle Programm eine meist gleichwertige, Open Source Variante. Diese muss nicht immer kostenlos sein, aber der Quellcode von Software dieser Kategorie ist immer öffentlich und kann von Dritten eingesehen, verändert und genutzt werden. Open Source ist eine Erfolgsgeschichte. Heute ist Open Source Software (OSS) die Grundlage für den Betrieb aller Supercomputer, 90% aller Cloud-Server und 82% aller Smartphones [1]. Auch in der Industrie hat sich Open Source Software etabliert. Wie selbstverständlich beteiligen sich große Konzerne beispielsweise an einer offenen Technologieplattform wie Eclipse Software Defined Vehicle [2]. Wenn das alles bei Software funktioniert und sogar einen nachweisbaren positiven Effekt auf die Wirtschaft hat [3], lässt sich das dann nicht auch auf Hardware übertragen?
oSHOP – Open Source Hardware Innovation Platform – Ein offenes Innovationsökosystem
Genau darum geht es im Projekt oSHOP – Open Source Hardware Innovation Platform, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern der HTW Dresden und der TU Dresden durchführen. Ziel von oSHOP ist es, die Vorteile von OSS, wie die Förderung von Innovationen und die Beschleunigung von Entwicklungszyklen, auf den Bereich der Hardware zu übertragen. Dieser Ansatz soll insbesondere im Maschinenbau Anwendung finden, einem wichtigen Wirtschaftszweig in Sachsen, der derzeit vor strukturellen Herausforderungen steht. Mit oSHOP sollen Entwicklungsprozesse über die Grenzen von Unternehmen und Institutionen hinweg gefördert werden. Dazu stellen die Projektpartner die Ergebnisse ihrer öffentlich geförderten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten als digitale Baupläne zur Verfügung. Diese können von regionalen KMU, Start-ups und Forschungseinrichtungen genutzt und weiterentwickelt werden. Darüber hinaus sollen Labore, Versuchsflächen und Werkstätten weiteren Partnern zur Verfügung gestellt werden. Damit erhalten Unternehmen und Forschende, die nicht über eigene Versuchsflächen oder umfangreiche Investitionsmittel verfügen, die Möglichkeit, Open Source Hardware (OSH) in der Praxis zu erproben. Ein weiterer Schwerpunkt von oSHOP ist die Entwicklung und Bewertung von Bedingungen und Konzepten für die effektive Nutzung von OSH in Innovationsprozessen. Ziel ist die Etablierung eines nachhaltigen Modells zur Integration von OSH in die Technologieentwicklung.
Theorie und Praxis im Lenkungs- und Werkstattbereich
Besonders spannend an dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt ist die Zweiteilung in einen Lenkungs- und einen Werkstattbereich. Diese Unterscheidung findet sich auch in den anderen T!Raum-Initiativen, die sich unterschiedlichen Transferinstrumenten und -formaten widmen. Doch was bedeutet das genau? Der Lenkungsbereich ist bei uns im oSHOP das Dach, hier werden die Grundlagen für einen erfolgreichen Transfer mit Open Source Hardware gelegt. Dafür haben wir drei Teilprojekte geschaffen.
Im Zentrum der Innovation – Der Lenkungsbereich von oSHOP
Das sind zum einen OSH-Öko. Bei OSH-Öko geht es darum ein Netzwerk für Open Source Hardware zu schaffen mit verschiedenen Formaten wie Hackathons und Expertenrunden. Zwei Ankerpunkte sind zum einen eine Studie zum Stand des Wissens und der Erfahrungen mit Open Source Hardware und die Organisation und Ausrichtung einer zukünftig jährlich stattfindenden Konferenz, die wissenschaftlichen Diskurs mit praktischen Hands-on Workshops verbindet. Zum anderen informieren wir auf verschiedenen Veranstaltungen über das Thema. So habe ich im Juni auf der CARV-MCPC in Bologna und im September auf den Datenspuren in Dresden über Open Source Hardware gesprochen. Letzterer Vortrag ist übrigens auch als Video online verfügbar (https://media.ccc.de/v/ds23-233-open-source-hardware-changing-the-paradigms-of-production).
OHIO ist das zweite Teilvorhaben des Lenkungsbereiches. Ziel des Projekts ist es, durch die Schaffung technischer und organisatorischer Rahmenbedingungen erfolgreiche Open Source Hardware Projekte zu ermöglichen und durch Standardisierung den Zugang zu diesen Innovationsprozessen zu erleichtern. Dies beinhaltet die Entwicklung einer frei zugänglichen Datenbank für OSH-Designs und die Erstellung eines strukturierten Entwicklungsmodells für OSH-Projekte.
Das dritte Projekt im Lenkungsbereich „OSH-Transferkonzepte“ (OHTranz) zielt darauf ab, neue Transferkonzepte im Bereich Open Source Hardware für den Maschinen- und Anlagenbau zu erforschen und zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie offene Innovationsprozesse gestaltet sein müssen, um einen möglichst schnellen und erfolgreichen Transfer von Forschungsergebnissen zu ermöglichen.
Konzepte in Aktion – Der Werkstattbereich als Experimentierfeld
Der Werkstattbereich bietet die Möglichkeit, die im Lenkungsbereich entwickelten Konzepte zu testen und auch reale Hardware zu entwickeln. Hier werden in Kürze die ersten Projekte starten, über die wir natürlich auch auf dem Blog berichten werden.
Abschließend möchten wir alle Interessierten einladen, sich aktiv am Projekt zu beteiligen, denn nur durch Vernetzung, Austausch und gemeinsames Arbeiten kann ein lebendiges, offenes Innovationsökosystem im Maschinenbau entstehen.
[1] Pearce, Joshua M. (2022): Why we need open-source science innovation – not patents and paywalls. Online verfügbar unter https://theconversation.com/why-we-need-open-source-science-innovation-not-patents-and-paywalls-192484. [2] https://sdv.eclipse.org [3] Blind, Knut; Böhm, Mirko; Grzegorzewska, Paula; Katz, Andrew; Muto, Sachiko; Pätsch, Sivan; Schubert, Torben (2021): The impact of Open Source software and hardware on technological independence, competitiveness and innovation in the EU economy. Final study report. 1st edition. Luxembourg: Publications Office of the European Union.
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