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Weihnachten bilanziert: Wie nachhaltig ist unser Weihnachtsfest?

Die Feiertage stehen vor der Tür – doch wie umweltfreundlich sind unsere Traditionen? Dieser Artikel untersucht die ökologischen Auswirkungen von Weihnachtsessen und der Wahl des Weihnachtsbaums. Wie können wir unser Fest der Liebe nachhaltiger gestalten? Entdecken Sie praktische Tipps für ein umweltfreundliches Weihnachtsfest!

Während unser Team weiterhin fleißig daran arbeitet, die Zukunftsfabrik Wirklichkeit werden zu lassen – unter anderem bei der wirtschaftlichen Integration von Wasserstoff in den Fabrikbetrieb – rückt Weihnachten immer näher. Die Vorbereitung eines schönen Weihnachtsfestes, so besinnlich es dann auch an den Feiertagen sein mag, bedeutet aber auch Stress. Nicht nur für uns und unsere Familien, sondern auch für die Umwelt. Denn auch die Entscheidungen, die wir vor und zum Weihnachtsfest treffen, können negative Folgen für Klima, Artenschutz und Co. haben.  

Um informierte Entscheidungen zum Weihnachtsfest zu treffen, ein Streitgespräch am Heiligen Abend mit Fakten zu schlichten (oder auch zu beginnen) haben Natalie und ich einen näheren Blick auf zwei zentrale Aspekte des Fests der Liebe geworfen – das Weihnachtsessen und den Weihnachtsbaum. Also zünden Sie das Raachermannel (Räuchermännchen, für alle die kein Erzgebirgisch verstehen) an und lesen hier weiter.  

Fleisch, ja oder nein – und wie steht’s mit dem Wein? Die ökologische Bilanz des Weihnachtsessens  

Was auf den Tisch kommt, ist eine hochsensible Angelegenheit und das nicht nur zur Weihnachtszeit. An dieser Stelle wollen wir nur die Fakten auf den Tisch legen, entscheiden müssen Sie selbst, doch eines ist ganz klar eine fleischlose Ernährung hat deutliche Vorteile für unsere Umwelt. Eine sehr gute Veranschaulichung findet sich in einem aktuellen Paper von Steinitz, Johnson und Staffell (2024), die auf Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen beruht. In Abbildung 1 ist deutlich zu sehen, dass fleischliche Produkte nur etwa 17% der global verfügbaren Kalorien ausmachen, aber 77 % der Treibhausgasemissionen. Die Diskrepanz zwischen gelieferten Kalorien und verursachten Emissionen ist bei Fleisch von Wiederkäuern (vornehmlich von Rindern) am größten. Das Fleisch stellt 2% der Kalorien zur Verfügung, ist aber für 27% der Emissionen verantwortlich – mehr als alle pflanzlichen Nahrungslieferanten zusammen.  

Abbildung 1 Gloabaler Anteil an der Kalorienversorgung und den Emissionen verschiedener Nahrungsmittelgruppen (eigene Darstellung adaptiert von [Quelle Steinitz] 

Natürlich sind Kalorien nicht die einzige Metrik, um die Wertigkeit eines Nahrungsmittels zu bewerten. Proteine, Mineralstoffe und Vitamine sind ebenso entscheidend. Hier zeigt sich, dass eine ausgewogene Ernährung nötig ist, die grundlegend durch eine omnivore, aber auch fleischlose Ernährung möglich ist (bspw. Neufingerl & Eilander, 2022 oder McEvoy, Temple & Woodside, 2012). Auf der anderen Seite sind die Treibhausgasemissionen nicht der einzige Maßstab zur Bewertung von Umweltauswirkungen. In einer Ökobilanz (auch Life-Cycle-Assessment [LCA] genannt), wie wir sie in der Zukunftsfabrik für verschiedene Produkte durchführen, spielen auch andere Faktoren eine Rolle, wie Energiebedarf und Wasser. Auch hier schneiden tierische Produkte tendenziell schlechter ab. Eine Studie des Umweltbundesamts vergleicht verschiedene Nahrungsmittel. Wie in Abbildung 2 zu sehen ist, weisen die tierischen Varianten hinsichtlich Energie- und Wasser- und Flächenbedarf schlechtere Ergebnisse auf als die pflanzlichen.

Abbildung 2 Vergleich tierischer und pflanzlicher Lebensmittel (Eigene Darstellung nach Daten des Umweltbundesamts. Abgerufen unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/6232/dokumente/ifeu_2020_oekologische-fussabdruecke-von-lebensmitteln.pdf) 

Zu einem Menü an Weihnachten gehört jedoch nicht nur das Essen, sondern auch ein Getränk, und das darf gerne auch mal alkoholisch sein. In der Big Climate Database finden sich Werte zu vielen Getränken. 

Abbildung 3 – Emissionen bezogen auf das gesamte Getränk und bezogen auf den Alkoholgehalt (Quelle: https://thebigclimatedatabase.com/

Betrachtet man die Emissionen bezogen auf das Getränk selbst, schneiden Bier und Cider deutlich besser ab als Spirituosen wie Cognac. Und jetzt bringen wir ein Konzept ein, das ganz entscheidend ist für die Ökobilanzierung – die funktionelle Einheit. Die funktionelle Einheit ist eine Bezugsgröße für den Nutzen des Produktionssystems. Wenn es beim weihnachtlichen Alkoholkonsum vor allem darum geht, schnell entsprechende körperliche Reaktionen zu spüren, ist es sinnvoll, auch den Alkoholgehalt des jeweiligen Getränks zu berücksichtigen. In diesem Fall schneiden hochprozentige Getränke wie Wodka besser ab. Übrigens liegt Wein bei beiden Betrachtungen im Mittelfeld. Um die Emissionen auch hier zu senken, forschen wir vom Team #zukunftfabrik  beispielsweise auch an der Nutzung des bei der Fermentation anfallenden CO2, wie Jennifer hier berichtet. Selbstverständlich wäre es bezüglich der Getränkefrage am besten komplett auf Alkohol zu verzichten und Leitungswasser zu trinken hier liegen die Treibhausgasemissionen lediglich bei 0.001 t CO2e je m³.

Die große Weihnachtsbaum-Debatte: Künstlich oder Natürlich? 

Wenn die festliche Jahreszeit näher rückt, stehen einige von uns nicht nur vor der Frage, welches Weihnachtsessen auf den Tisch kommt, sondern auch vor folgender Entscheidung: Soll es ein künstlicher oder ein natürlicher Weihnachtsbaum sein? Diese Wahl hat nicht nur Einfluss auf unsere Wohnzimmerdekoration, sondern auch auf unsere Umwelt. Lassen Sie uns die verschiedenen Umweltwirkungen von Weihnachtsbäumen genauer unter die Lupe nehmen! 

Eine LCA von McAllister, van Duinen und Kovvali Rao aus dem Jahr 2018 vergleicht den meistverkauften künstlichen Weihnachtsbaum in den USA mit dem entsprechenden natürlichen Pendant  – beide 198 cm hoch. Die Ergebnisse sind aufschlussreich: Künstliche Weihnachtsbäume haben einen insgesamt höheren Treibhausgasemissionen (ThG-Emissionen) von 17.9 CO2e. pro Baum, während der ThG-Emissionen natürlicher Bäume bei 4.9 CO2e. pro Baum liegt. 

Die Herstellung der künstlichen Bäume trägt zu 80% der ThG-Emissionen bei, während der Transport etwa 15% ausmacht. Die Nutzung des Baums selbst sorgt für etwa 7% der Emissionen, hauptsächlich durch die Entsorgung der Verpackungen. Die Deponierung am Lebensende hat kaum Einfluss auf die ThG-Emissionen. 

Natürliche Weihnachtsbäume sind da etwas anders. Der Anbau natürlicher Weihnachtsbäume verzeichnet negative ThG-Emissionen, da während des Wachstums CO2 gebunden wird. Die Umweltauswirkungen natürlicher Bäume variieren stark je nach Entsorgungsmethode. In Deutschland werden Weihnachtsbäume in der Regel gesammelt und kompostiert. Bei der Kompostierung am Lebensende der Bäume wird das zuvor gebundene CO2 wieder freigesetzt. Auch während des restlichen Lebenszyklus entstehen Emissionen z.B. durch Transport und Forstwirtschaft. 

Da künstliche Weihnachtsbäume nicht jährlich neu gekauft werden müssen, sollte ihr längerer Lebenszyklus in den Vergleich einbezogen werden, was ihre langfristigen Umweltauswirkungen relativiert. Um die ThG-Emissionen eines künstlichen Baumes mit dem eines kompostierten natürlichen Baumes gleichzusetzen, muss der künstliche Baum jedoch mindestens 4 Jahre lang genutzt werden. Wenn wir weitere Wirkungskategorien wie Versauerung und Eutrophierung einbeziehen, ergibt sich ein durchschnittlicher Break-even-Punkt von etwa 3,4 Jahren. Das bedeutet, dass bei einer langfristigen Nutzung der künstliche Baum durchaus umweltfreundlicher sein kann, wenn er lange genug im Einsatz bleibt. 

Abbildung 4: ThG-Emissionen von künstlichen und natürlichen Weihnachtsbäumen (eigene Darstellung nach McAllister et al. (2018))

Besonders im Mehrjahresszenario hat der Transport vom Markt zum Endkonsumenten einen erheblichen Einfluss auf die Emissionen des natürlichen Baums. In der Studie wird angenommen, dass dieser Weg mit dem Auto zurückgelegt wird und etwa 8 km beträgt. Doch keine Sorge! Durch die Wahl eines lokalen Anbieters oder sogar indem Sie den Baum zu Fuß transportieren, können Sie die Emissionen erheblich reduzieren. 

Eine oft übersehene Möglichkeit, die Umweltauswirkungen sowohl des künstlichen als auch des natürlichen Baums zu verringern, ist die Wahl eines kleineren Exemplars. Ein kleinerer Baum benötigt weniger Ressourcen in der Herstellung und während des Transports und kann ebenso ein gemütliches und festliches Ambiente schaffen. 

Egal für welchen Baum und welches Weihnachtsessen Sie sich entscheiden, denken Sie daran: Weihnachten ist das Fest der Liebe und die die Zeit der Freude – und das kann man mit jedem Baum genießen. Machen Sie es sich gemütlich, dekorieren Sie nach Herzenslust und lassen Sie die Feiertage beginnen! 

Titelbild: © Joanna Kosinka, heruntergeladen von Unsplash

Natalie Früholz

Maximilian Stange

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