Ein Interview mit Jennifer Greim und Natalie Frühholz
Jennifer Greim und Natalie Frühholz vom Team #zukunftsfabrik geben einen Einblick in den Arbeitsalltag als wissenschaftliche Mitarbeiterin und beantworten die Frage, wieso sie sich für die Wissenschaftskarriere entschieden haben. Zudem beleuchten sie ihre Erfahrungen als Frau in den männerdominierten MINT-Fächern und stellen Initiativen vor, die darauf abzielen, mehr Frauen für diesen Bereich zu gewinnen.
Falls Sie sich für Beiträge dieser Art interessieren, lesen Sie gerne das Interview mit unserem Geschäftsfeldleiter Mark Richter. Er hat uns seinen persönlichen Einblick in dem Beruf eines Wissen-Schaffenden gegeben, mit jahrelanger Erfahrung. Zudem berichtete er in dem Beitrag vom April 2022 über die Veränderungen im Arbeitsalltag durch die Covid19-Pandemie.
Hey Jennifer und Natalie, ihr seid beide seit 2024 als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen, Teil der Zukunftsfabrik. Wie gefällt euch euer Arbeitsplatz bisher?
Jennifer: Also von meiner Seite aus gefällt mir der Arbeitsplatz gut. Ich schätze die positive Abteilungsdynamik und auch die Vielfalt der Themen, in denen wir arbeiten. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit gewinnen wir stets neue Perspektiven.
Natalie: Ja, mir gefällt es auch. Ich finde, es sind spannende Aufgaben und das Arbeitsumfeld ist angenehm. Einerseits habe ich das Gefühl, viel zu lernen und andererseits den Eindruck, dass ich mein bereits vorhandenes Wissen, aber auch das Dazugelernte gut und sinnvoll anwenden kann.
Ihr habt beide zuvor als Hiwi am Fraunhofer IWU gearbeitet. Was waren da eure Aufgaben?
Natalie: Also ich habe als Hiwi zunächst eine umfangreiche Literaturrecherche durchgeführt zu Umweltwirkungen von Elektrolysesystemen. Spezifischer ging es darum, was es aktuell an Life Cycle Assessments (LCAs), in diesem Feld gibt und wie diese methodisch durchgeführt wurden.
Klingt interessant? Und Jennifer, was hast du so gemacht?
Jennifer: Bei mir war es ähnlich. Ich habe innerhalb des Projekts Sustainable Winery eine umfassende Literaturrecherche zu verschiedenen Ansätzen zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz im Weinbau durchgeführt und diese teilweise technisch-ökonomisch bewertet.
Außerdem habe ich mich in die energetische Modellierung eingearbeitet. Das ist ebenfalls ein Bestandteil meiner jetzigen Aufgaben. Auch bei der Vorbereitung verschiedener Workshops (bspw. Workshop DNK – Deutscher Nachhaltigkeitskodex) habe ich mitgewirkt. Besonders cool an der Hiwi-Arbeit fand ich, dass mein Betreuer mich gleich so aktiv an dem Projekttreffen von Sustainable Winery mit teilnehmen lassen hat, wodurch ich unmittelbare Einblicke in die internationale Projektarbeit hatte.
Ja, das kann ich mir vorstellen. Wie würdet ihr beide sagen unterscheidet sich die Hiwi Tätigkeit, die ihr damals hattet, von eurer jetzigen Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin?
Jennifer: Ich würde sagen, dass man jetzt mehr organisatorische Aufgaben dazubekommen hat und sich mehr untereinander mit den Kollegen der #zukunftsfabrik oder auch anderen Projektpartnern abspricht. Außerdem hat die Verantwortung zugenommen und man hat jetzt so seine eigenen Forschungsinteressen. Weitere Schwerpunkte sind das eigenständige Einarbeiten in die Projektarbeit und die Recherche und Analyse von Förderaufrufen.
Ok, was versteht man unter Förderaufrufen?
Jennifer: Das sind Ausschreibungen auf nationaler und internationaler Ebene. Es wird ein Konsortium gebildet, um eine Projektidee einzureichen und entsprechende Fördermittel zu beantragen, um das Forschungsprojekt zu finanzieren.
Was sind aktuell eure Aufgaben?
Natalie: Ich beschäftige mich mit verschiedenen Projekten, die sich mit nachhaltigen Geschäftsmodellen befassen. Das reicht von Themen wie der Ökobilanzierung bis zu einem Projekt zu Open Source Hardware. Ansonsten verfasse ich wissenschaftliche Paper und betreue auch die Arbeit von Studierenden.
Wie ist das für dich, die Arbeit von Studierenden zu betreuen? Betreust du dabei Hiwi-Tätigkeiten oder eher Bachelor- und Masterarbeiten?
Natalie: Sowohl als auch und mir macht es Spaß. Ich finde es auch schön das Gefühl zu haben, den Studierenden ein Stück weit was beibringen zu können und sie so unterstützen zu können. Gleichzeitig merke ich auch, dass da viel guter Input kommt und das ich auch viel dabei lerne. Es ist nicht lange her, dass ich auch Hiwi war und ich denke, da habe ich noch ein ganz gutes Gefühl, wie das ist und was man sich da wünscht.
Jennifer, wie ist das bei dir?
Jennifer: Hiwis betreue ich zurzeit noch nicht und auch noch keine Masterarbeiten. Aber ich könnte mir das natürlich ebenfalls gut vorstellen und sehe das auch so ähnlich wie Natalie. Man kann sich, denke ich, noch ganz gut in seine Hiwi-Zeiten hineinversetzen und anhand dessen würde ich dann versuchen die Personen optimal zu betreuen.
Bei meinen aktuellen Aufgaben als wissenschaftliche Mitarbeiterin liegt bei mir der Fokus auf der Entwicklung von Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz sowie auf der Bewertung und Analyse erneuerbarer Energiequellen, die eine zentrale Rolle in der nachhaltigen Energiewende spielen. Dabei werden Konzepte zur Integration erneuerbarer Energien erstellt, insbesondere in industriellen Anwendungen, mit dem Ziel, innovative Lösungen zur Dekarbonisierung zu entwickeln und die Förderung klimaneutraler Produktionsstätten, auch bekannt als „Green Factories“, voranzutreiben.
Danach habt ihr euch entschlossen weiter am IWU als wissenschaftliche Mitarbeiterin zu arbeiten, also den Weg der Wissenschaftskarriere einzuschlagen, was waren eure Beweggründe?
Jennifer: Ein großer Punkt war auf jeden Fall, dass man hier eine große Forschungsfreiheit hat. Damit meine ich spezifischer die Möglichkeit eigene Ideen zu entwickeln und innovative Lösungen zu finden. Weitere Beweggründe waren für mich die Möglichkeit, einen Beitrag zur Wissenschaft zu leisten, sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Damit beziehe ich mich sowohl auf die Zusammenarbeit im Team als auch auf den allgemeinen Austausch innerhalb des Fraunhofer-Instituts. Besonders schätze ich die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven zu erhalten, die Vielfalt der Themen sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung durch neue Erkenntnisse, Technologien und Methoden.
Ein weiterer Beweggrund war für mich, dass wenig Frauen in der Wissenschaft sind, insbesondere im MINT-Bereich. Ich fände es schön mehr Frauen in diesen Bereichen zu sehen und das war für mich ein zusätzlicher Anreiz, diesen Schritt zu gehen.
Natalie: Meine Beweggründe sind ziemlich ähnlich zu dem, was Jennifer gesagt hat. Ich habe schon auch das Bedürfnis einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu leisten und ich habe den Eindruck, dass ich das in der Wissenschaft und speziell auch hier an der Stelle am IWU tun kann.
Ja, und ich mag es mich mit diesen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Ich beschäftige mich mit Themen, die mich sehr interessieren.
Ok und der Hiwi-Job hat euch dann einen guten Einblick dafür gegeben, wie ein Arbeitsallalltag als wissenschaftlicher Mitarbeitende/r aussehen könnte?
Jennifer: Genau, das kann man in der Tat so sagen. Da wir beide in der Abteilung begonnen haben, in der wir auch als Hiwi tätig waren, haben wir wertvolle Erfahrungen und Einblicke gesammelt. So konnten wir vor unseren Berufsstart bereits besser einschätzen, wie der Arbeitsablauf ist und was einen thematisch erwartet.
Natalie, du bist für die Gruppe „Geschäftsmodelle für die Nachhaltigkeit“ tätig. Welches Geschäftsmodell für die Nachhaltigkeit sieht für dich am zukunftsversprechendem aus?
Natalie: Ich find es schwer, mich da auf eines festzulegen. Es gibt viel von Kreislaufwirtschaft über Suffizienz. In Bezug auf die bisherigen Projekte, die ich am IWU gemacht habe oder an denen ich auch noch arbeite, denke ich, dass Open Source Hardware Riesenpotenzial bietet. Dabei handelt es sich um Hardware, deren Baupläne frei zugänglich sind, sodass sie von allen studiert, verändert beziehungsweise weiterentwickelt, aber auch hergestellt und verkauft werden kann. So können durch gemeinsame Entwicklung Synergieeffekte entstehen und Innovationen gefördert werden. Des Weiteren können dadurch Innovationszyklen verkürzt werden und so auch Kosten eingespart werden. Der Blogbeitrag „Open Source Hardware – Innovation durch Offenheit“ bietet die Möglichkeit, sich diesbezüglich genauer zu informieren.
Jennifer, du bist Teil der Gruppe „Nachhaltige Energiesysteme“. Was interessiert dich an dem Themenbereich am meisten und was war das spannendste Projekt, was du bisher mitorganisiert hast?
Das Thema nachhaltige Energiesysteme finde ich sehr inspirierend, weil es eine wichtige Grundlage für die Zukunft unserer Gesellschaft darstellt. Was mich besonders interessiert, ist die Frage, wie wir Technologien entwickeln und einsetzen können, die den Energieverbrauch reduzieren und gleichzeitig die Umwelt schonen. Besonders faszinierend finde ich die Mischung aus innovativen Lösungen – wie erneuerbaren Energien, Smart Grids oder Energiespeicherung – und der sozialen sowie wirtschaftlichen Dimension, wie man eine breite Akzeptanz für diese Technologien erreichen kann.
Da war einerseits das Leitprojekt vom Fraunhofer Future Proteins, da habe ich auch schon als Hiwi dran gearbeitet und konnte da schon Einblicke gewinnen. Das fand ich ziemlich interessant. In dem Leitprojekt beschäftigten sich verschiedene Fraunhofer-Institute mit der nachhaltigen Proteinproduktion als Alternative zu tierischen Lebensmitteln.
Angesichts des Klimawandels und der zunehmenden Umweltbelastungen ist dies natürlich ein sehr relvevantes Projekt, welches innovative Ansätze zur Erzeugung von Proteinen aus Quellen wie Mikroorganismen, Insekten und Algen untersucht. Wir vom Fraunhofer IWU und Team der #zukunftsfabrik durften mitwirken, um die Optimierung der Stoffe und Energieströmen als auch die Wirtschaftlichkeit und Systemanalyse zu betreuen. Dieses Projekt weicht etwas von den üblichen Themen ab, die wir normalerweise bearbeiten. Daher empfinde ich es als besonders spannend, da es die Möglichkeit bietet, neue Perspektiven zu gewinnen.
Natalie, Du arbeitest an verschiedenen Themen, die den Wandel zu einer umweltverträglichen Industrie fördern.
Passend dazu hast du zur Weihnachtszeit gemeinsam mit Maximilian Stange die Nachhaltigkeit von „unserem Weihnachtsfest“ in einem Beitrag unter die Lupe genommen. Wie stehst du zu der Umweltbilanz von unserem Weihnachtsfest und gab es bei den Statistiken etwas, dass dich überrascht hat?
Natalie: Zum ersten Teil der Frage: Ich denke, dass fast alle unsere Aktivitäten Auswirkungen auf die Umwelt haben – so auch das Weihnachtsfest. Je nachdem, wie wir es gestalten und begehen, können diese Auswirkung größer oder kleiner ausfallen. Ich denke, jeder muss da selbst entscheiden und abwägen, was ihm oder ihr wichtig ist. Um in diesem Zusammenhang fundierte Entscheidungen treffen zu können, ist es natürlich super hilfreich, dass Informationen über die Auswirkungen für alle zugänglich und gut aufbereitet sind. So können informierte Entscheidungen getroffen werden. Mit unserem Blogbeitrag haben wir versucht, dazu einen Beitrag zu leisten.
Zum zweiten Teil deiner Frage: Überrascht hat mich tatsächlich ein kleines bisschen, dass der Transport der Weihnachtsbäume doch einen recht hohen Einfluss hat. Bei vielen anderen Produkten ist es nämlich so, dass der der Einfluss des Transportes eher kleiner ist, als man denken würde. Dies kann jedoch je nach Produkt sehr individuell sein. Ist denke das ist etwas, woran man sich auch immer wieder dran erinnern sollte. Sich nicht nur auf das Gefühl zu verlassen ist wichtig – genau aus diesem Grund sind solche Berechnungen relevant.
Ja, das stimmt, dass man es einfach mal vor Augen geführt bekommt. Den Artikel fand ich auf jeden Fall auch persönlich interessant.
Natalie: Ah, das freut mich!
Mal sehen, wie die Welt in 30 Jahren aussieht. Auch hast du erst vor zwei Monaten einen Beitrag zur Berechnung von sogenannten Produkt-Carbon-Footprints (PCFs) veröffentlicht. Kannst du uns kurz erzählen was sich dahinter verbirgt und siehst du das als effizientes Mittel zur nachhaltigen Transformation von Unternehmen?
Natalie: Ja, genau. Die Produkt Carbon Footprints (PCFs) sind eine Methode zur Quantifizierung der Treibhausgasemissionen im Lebenszyklus von Produkten. Sie helfen den Unternehmen, die Umweltauswirkungen ihrer Produkte besser zu verstehen. Und ganz gezielt wirksame Maßnahmen zu Reduktion der Emissionen zu identifizieren: Wenn man erst mal weiß, welcher Teil des Produktes besonders hohe Auswirkungen hat, dann lässt sich an dieser Stellschraube besser drehen. Dadurch ist es meiner Meinung nach ein effizientes Mittel zur nachhaltigen Transformation für Unternehmen.
Was für Projekte fandest du bis jetzt besonders bereichernd? Hattest du Lieblingsprojekte?
Natalie: Ich fand verschiedene Projekte interessant. Das H2-Wind Projekt hat mir mit am besten gefallen. Durch das Projekt konnte ich Einblicke in die Produktion von grünem Wasserstoff durch Elektrolyse erhalten sowie eine Bewertung der ökologischen Nachhaltigkeit solcher Systeme. Allgemein macht es mir bisher am meisten Spaß, Ökobilanzen anzufertigen und mich da in spezifische Fragestellungen „reinzufuchsen“. Dabei lernt man sehr viel und es gibt auch ja immer wieder methodische Fragestellungen, die zum Teil komplex sind und das macht mir schon viel Spaß.
Das klingt super und das wurde auch schon öfter von Mitarbeitenden des Teams der #zukunftsfabrik ausgeführt, korrekt?
Natalie: Genau, wir haben in verschiedenen Projekten Ökobilanzen und PCFs durchgeführt.
Angesichts der gegenwärtigen politischen Entwicklungen und der damit einhergehenden Wirtschaftssanktionen scheint der Protektionismus zuzunehmen. Meinst du, es hilft, auch im Kleinen anzufangen – auch wenn große Akteure wie beispielsweise die USA unter der aktuellen Regierung, bezüglich nachhaltiger und umweltverträglicher politischer Maßnahmen zurückrudern?
Natalie: Dazu habe ich mehrere Gedanken. Zunächst würde ich sagen, dass wir in Deutschland und Europa alles andere als ein kleiner Akteur sind. Als wirtschaftsstarke Nation trägt Deutschland meiner Meinung nach schon erhebliche Verantwortung, nicht nur im eigenen Land, sondern auch global, da wir durch unseren Einfluss und den Wohlstand in der Lage sind, nachhaltige Standards zu setzen.
Abgesehen davon glaube ich, dass es prinzipiell wichtig ist, auch im Kleinen anzufangen. Beispielsweise bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU’s) zum Beispiel, um nachhaltige und umweltfreundliche Maßnahmen voranzutreiben. Wenn wir uns davon zurückhalten lassen, dass andere noch weniger tun, werden wir wahrscheinlich gar nicht weiterkommen und es ist klar, dass es nicht ewig so weitergehen kann. Also ich denke, jede kleine Maßnahme zählt und kann kumulative Effekte haben und auch andere inspirieren und motivieren es dem gleichzutun.
Darüber hinaus fördern nachhaltige Innovationen häufig den Einsatz fortschrittlicher Technologien, was die Wettbewerbsfähigkeit langfristig stärkt. Solche Technologien können dann auch dazu beitragen, Kosten zu senken und Ressourcen effizienter zu nutzen und neue Märkte zu erschließen.
Also ich denke, wenn man da schafft, sich als Vorreiter zu positionieren im Bereich Nachhaltigkeit, dann verbessert das sogar auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Es ist ja so, dass die Verbraucher auch zunehmend mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen, und da können Unternehmen, die sich frühzeitig daran beteiligen, einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Also auch kleines Handeln ist notwendig für den Fortschritt, den es auf jeden Fall braucht und eine kluge Nachhaltigkeitsstrategie kann auch wirtschaftlichen Erfolg sichern.
Wie sieht ein Alltag für euch im Job aus?
Jennifer: Wir haben ein hybrides Arbeitsmodell. Dennoch versuche ich einen Großteil meiner Arbeitszeit im Büro zu sein, um einfach auch im Austausch mit den Kolleg:innen zu stehen. Dies scheint mir vor Ort am Institut dann doch oft einfacher, zum Beispiel einen Kollegen oder eine Kollegin auf dem Gang anzusprechen und sich dann kurz auszutauschen. Ich habe das Gefühl, dass die Hürde über Teams manchmal größer ist.
Ansonsten beginnt mein typischer Arbeitsalltag damit E-Mails zu überprüfen und zu beantworten. Ein wesentlicher Bestandteil meiner Tätigkeit besteht in der inhaltlichen und organisatorischen Abstimmung zu laufenden Projekten, sowohl mit Partnern als auch mit Beteiligten aus dem IWU.
Weitere typische Aufgaben sind die Erstellung von Präsentationen oder Berichten für laufende Projekte und die Durchführung der Energiemodellierung, Simulation, Analyse und Auswertung. Vorhin habe ich bereits über die verschiedenen Förderaufrufe gesprochen, die ich sichte. Außerdem schreibe ich an Papers oder stelle Literaturrecherchen zu verschiedenen Themen an.
Bezüglich der Vor- und Nachteile eures Jobs: Die Vorteile habt ihr bereits eurer Beweggründe für die Jobwahl genannt. Seht ihr auch Verbesserungsvorschläge in eurem Job?
Natalie: Ich find es sind schon mehr Vorteile als Nachteile. Bezüglich der Nachteile ist zu sagen, dass einige bürokratischen Vorgänge existieren. Diese können manchmal anstrengend oder ein bisschen nervig sein. Ein weiterer Nachteil ist natürlich der typischerweise befristete Arbeitsvertrag in der Wissenschaft.
Jennifer: Zusätzlich wäre es schön, wenn noch mehr die Diversität in den Teams gefördert wird und mehr junge sowie vielfältige Talente einbezogen werden, um Fraunhofer insgesamt noch abwechslungsreicher und innovativer aufzustellen.
Ihr hattet bereits betont, dass in der Wissenschaft, vor allem in bestimmten Disziplinen, nach wie vor weniger Frauen als Männer tätig sind. Wie nehmt ihr eure Rolle als Frau in der Wissenschaft wahr? Und wie ist bei das Geschlechterverhältnis bei euch?
Jennifer: In unserer Abteilung haben wir das Glück, einen überdurchschnittlich hohen Frauenanteil zu haben, was ich als sehr angenehm empfinde. Das trägt zu unserem positiven Arbeitsklima bei. Dennoch ist es wichtig zu beachten, dass Frauen in Forschungseinrichtungen sowie in der Industrie nach wie vor unterrepräsentiert sind. Ich halte es für entscheidend, dass Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Industrie gezielte Maßnahmen ergreifen, um den Frauenanteil zu erhöhen. Ein Beispiel dafür ist das Mentoringprogramm IWU:WoMentoring, an dem Natalie und ich teilnehmen. Solche Initiativen sind ein Schritt in die richtige Richtung
Ich bin der festen Überzeugung, dass ein höherer Frauenanteil in der Wissenschaft die Vielfalt, Forschungsqualität und Innovationskraft erheblich verbessern kann. Es ist wichtig, die weibliche Perspektive langfristig zu integrieren, da sonst viel Talent und Potenzial ungenutzt bleibt. Zwar gibt es nach wie vor Hürden und Herausforderungen für Frauen in der Wissenschaft, doch es ist ermutigend zu sehen, dass immer mehr Frauen in Führungspositionen aufsteigen und neue Maßstäbe setzen.
Durch die Betreuung von Hiwi-Studierenden und Abschlussarbeiten möchten wir dazu beitragen, jungen Frauen die Wissenschaft näherzubringen. Mein Wunsch ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen und ihr Potenzial entfalten können.
Natalie: Ich würde dem beipflichten. Ich denke auch, dass Vielfalt und Inklusion entscheidend für den Fortschritt in der Wissenschaft sind – Ich sehe es auch als starken Vorteil in unserer Abteilung, dass wir so viele Kolleginnen haben. Das macht das Arbeitsklima sehr angenehm. Wenn ich mir hingegen vorstelle, in einer Abteilung zu arbeiten, in der ich eine der wenigen Frauen wäre, denke ich, dass das einen spürbaren Unterschied machen würde und vermutlich nicht so angenehm wäre wie hier. Ich würde mir wünschen, dass sich der Frauenanteil auch in anderen Bereichen, in denen er noch sehr gering ist, in Zukunft erhöht
Ja, das wäre wünschenswert. Was verbirgt sich denn hinter dem Programm IWU:WoMentoring genau, von dem ihr erzählt habt?
Jennifer: IWU:WoMentoring ist ein Programm für Wissenschaftlerinnen, die eigentlich am Beginn ihrer Karriere in der Wissenschaft stehen. Im Rahmen des Programms dürfen wir uns auf die Suche begeben nach einer geeigneten Mentorin. Diese kann aus der Forschung sein, oder auch aus der Industrie. Ich glaube, besonders, wenn man bisher nur in der Wissenschaft tätig war, kann eine Mentorin aus der Industrie wertvolle Einblicke in externe Prozesse und neue Perspektiven bieten. Die Mentorin unterstützt bei der Zielsetzung und der Definition persönlicher Entwicklungsziele. Gleichzeitig hilft das Programm dabei, sowohl interne als auch externe Netzwerke zu erweitern.
Das klingt gut und die entsprechenden, potenziellen Mentoren machen da alle mit, oder? Wie findet man die Mentorinnen?
Jennifer: Ja, das gestaltet sich in der Tat etwas herausfordernd. Die potenziellen Mentorinnen zeigen sich oft sehr begeistert, wenn man sie anschreibt, und schätzen das Programm, wobei sie betonen, dass sie gerne unterstützen würden. Viele dieser Frauen befinden sich jedoch in Führungspositionen, engagieren sich ehrenamtlich und haben möglicherweise auch familiäre Verpflichtungen. Daher ist ihr Terminkalender oft bereits sehr voll, was es schwierig macht, die Mentoring-Rolle zu übernehmen.
Es ist auf jeden Fall sehr bereichernd im Rahmen des Projekts verschiedene Frauenprofile kennenzulernen und zu sehen, dass es bereits Fortschritte gibt, da einige Frauen in höheren Positionen arbeiten.
Gibt es eine Plattform oder ein Format, bei dem euch Frauen in Führungspositionen aus Forschung oder Industrie vorgestellt werden? Oder erfolgt die Suche eher eigenständig?
Natalie: Die Suche erfolgt größtenteils eigenständig, aber wir haben teilweise durch Brainstorming Unterstützung erhalten. Zum Beispiel haben wir uns mit den Verantwortlichen des IWU:WoMentoring-Projekts am IWU ausgetauscht und wertvolle Hilfestellungen bekommen.
Dann wünsche ich euch beiden auf jeden Fall viel Erfolg bei der weiteren Suche! Habt ihr eine Botschaft für Frauen oder Mädchen, die sich bezüglich ihrer anstehenden Studienwahl/ Berufswahl unsicher sind und sich für den MINT-Bereich interessieren? Gibt es etwas, das ihr ihnen mit auf den Weg geben würdet – vielleicht eine kurze, ermutigende Nachricht, warum es sich lohnt, in die Wissenschaft einzusteigen, insbesondere in den MINT-Bereichen?
Natalie: Also ich würde sagen. Dass hier sehr interessante Aufgaben auf einen warten und, dass eine Karriere in der Wissenschaft und auch in den MINT-Bereichen, viel Potenzial für Sinnhaftigkeit bietet und dass man auch was verändern kann.
Jennifer: Ja, ich würde noch hinzufügen, dass es entscheidend ist, dass Frauen ermutigt werden, ihren Platz in diesen Disziplinen einzunehmen und sich nicht von dieser Männerdominanz entmutigen zu lassen. Eine proaktive Haltung gegenüber den Herausforderungen in den MINT-Feldern ist unerlässlich, um individuelle berufliche Ziele zu erreichen. Unabhängig vom Geschlecht sollten alle Menschen mit Interesse und Begeisterung für MINT-Fächer die Möglichkeit haben, ihre Kompetenzen zu entwickeln und sich intensiv mit diesen Themen zu beschäftigen.
Was sind eure nächsten Projekte?
Jennifer: Als nächstes steht erstmal unsere gemeinsame Reise nach Manchester an. Wir stellen jeweils unser eingereichtes Paper auf der Lifecycle Engineering Konferenz vor. Dabei handelt das Paper von der Integration von Algen-Photobioreaktoren in Weinkellereien zur kosteneffizienten Proteinproduktion unter Einbezug von erneuerbaren Energien.
Darüber hinaus arbeite ich aktuell mit verschiedenen Kollegen und Kolleginnen an der Erstellung von Projektanträgen auf nationaler und internationaler Ebene.
Natalie: Ja, genau – einmal das, was Jennifer schon genannt hat. Ansonsten bin ich gerade dabei Ideen für Anträge zu entwickeln und ein Promotionsthema zu finden. Ich wünsche mir, mit meiner Forschung etwas bewirken zu können – vielleicht im Kleinen, vielleicht auch im Großen. Das steht noch nicht fest, aber es soll auf jeden Fall in Richtung Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gehen
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Jennifer: Ich wünsche mir ein unterstützendes sowie inklusives Arbeitsumfeld für alle, mehr Mentoringprogramme für junge Wissenschaftlerinnen in anderen Forschungseinrichtungen (und in Unternehmen) und mehr Frauen in Forschungsprojekten und Führungspositionen. Darüber hinaus wäre es großartig, wenn wir eine größere Offenheit und Akzeptanz gegenüber energieeffizienten und ressourcenschonenden Technologien schaffen könnten.
Natalie: Ich stimme dem zu. Diskriminierung in jeglicher Form sollte keinen Platz haben. Vielfalt und Inklusion sind meiner Meinungen nach entscheidend für den Fortschritt in der Forschung, da unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen zu kreativeren Lösungen und so auch zu besseren Ergebnissen führen. Ich wünsche mir, dass wir ein respektvolles und unterstützendes Umfeld schaffen, in dem alle Forscherinnen und Forscher, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder anderen Faktoren, die gleichen Chancenhaben, ihre Ideen zu verwirklichen und zur nachhaltigen Entwicklung beizutragen.
Darüber hinaus wünsche ich mir ein Umfeld das zukunftsorientierte Forschung aktiv fördert und unterstützt. Dafür muss die finanzielle Unterstützung, und die Infrastruktur vorhanden sein. Natürlich betrifft das auch den Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Gesellschaft und Politik.
——————
Eine Möglichkeit dieses Wissenstransfers bieten wir mit dem Blog #zukunftsfabrik. Lesen Sie gerne einmal rein. Es gibt einige interessante Artikel zu entdecken.
Kommentare hinzufügen